Warum spreche ich vom Krieg unter den Konfessionen und warum hört man immer wieder von Heiden, dass die Christen in sich zerstritten sind? Gibt es da vielleicht Zusammenhänge und worin gründet sich das alles? Gibt es Abhilfe oder ist die Ökumene darin eine Hilfe?
Mir geht es hier nicht um Sekten wie Zeugen Jehovas, die Mormonen etc. Sondern in der Hautsache um Evangelikale und Charismatiker und Pfingstler. Sie sind am wenigsten durch Irrlehre betroffen und haben doch im Kern verschiedene Probleme mit der Bibellehre.
Wir reden hier über die biblische Auslegung, die sich insgesamt an der Charismatik scheidet und zu entsprechenden Zerwürfnissen führt. Doch versuchen wir erstmal zu verstehen, worum es dabei eigentlich geht. Im Grundkontext geht es schlicht darum, dass die Charismatik Irrtümer in sich trägt, während Evangelikale diese zwar erkennen, aber zeitgleich ein oftmals vernichtendes Urteil darüber aussprechen. Während die Evangelikalen zwar in der Auslegung ganz hervorragende Kenner des Wortes sind, neigen Sie jedoch dazu im intellektuellen Buchstaben des Gesetzes hängen zu bleiben.
Ich möchte mir dazu abschließend kein Urteil über die Geschwister in den jeweiligen Lagern erlauben, denn ich habe noch keine Konfession gesehen, die nicht eine lückenhafte oder zumindest in Teilen eine subjektive Sichtweise der Bibellehre in sich hat. Ich sehe darin ein Zeichen Gottes, denn die irdische Gemeinde ist unvollkommen. Nicht nur menschlich, sondern auch in vielen geistlichen Dingen. Nicht umsonst wurde das Evangelium über die Jahrhunderte so hart bekämpft. Und nicht zuletzt gab es bereits in den ersten Jahrhunderten starke Kontroversen in der Exegese.
Sind diese Geschwister deshalb unter dem Gericht Gottes? Nun, sie müssen sich alle für ihre Lehre vor Gott verantworten, soviel ist sicher. Aber ob sie aufgrund dessen ein vernichtendes Urteil empfangen werden, weiß nur Gott allein. Würde es Sinn machen? Wohl kaum, denn dann würde sicher keiner gerettet werden. Gott hat also auch Toleranzen und auch einige Kompromisse, denn wenn auch nur ein Vergehen von uns den Verlust der Gnade zur Folge hätte, könnte der Satan seine Hände in den Schoß legen und bräuchte nur noch abzuwarten.
Die Charismatik
Ich selbst war über 10 Jahre bei den Pfingstlern zuhause und nicht zuletzt haben mich die dortigen zum Teil vorherrschenden Oberflächlichkeiten, wie auch der Umgang mit den Gaben und verschiedene Erfahrungen dort rausgetrieben. Ich habe selbst erlebt, wie angebliche Propheten sich im eigenen Ego sonnten und viele Dinge zum Teil euphorisch behandelt wurden. Obgleich es natürlich auch andere Geschwister dort gibt, die sehr aufrichtig und hilfsbereit sind. So habe ich einen Gemeinde-Propheten erlebt, der über viele Jahre stets immer das richtige Wort vom Herrn hatte. Und auch viele Eindrücke waren durchaus sehr treffend.
Für mich ist die Charismatik ein ernstzunehmender Faktor, weil ich persönlich davon überzeugt bin, dass sie von Gott geschenkt und auch gewirkt ist. Das Problem ist jedoch was Menschen daraus machen und, das insbesondere in der Endzeit eine solche Entartung in Teilen der Charismatik stattfindet, welche nicht nur unseriös sind, sondern auch vollkommen abstrus. Nicht nur die Verdrehung der Bibellehre und die Entartung der Gaben zum Eigennutz fallen hier auf, sondern diese hier auch eine sehr progressive Haltung eingenommen hat.
Im Gegensatz dazu hat sich das evangelikale Lager in großen Teilen liberalisiert oder ist in mittelalterliche Strukturen zurückgefallen. Diejenigen, die sich zwar bewusst mit der Endzeit auseinandersetzen und auch viel wichtiges und Gutes zu sagen haben, stehen jedoch in der Verleugnung der Charismatik gegenüber.
Der falsche Geist der Pfingstler findet sich meiner Meinung nach hauptsächlich nur in unfertigen Leuten wieder, die eine ebenso unfertige Beziehung zu Gott haben. Diese Geschwister sind durch falsche Geister verführbar und leider wird oft zu wenig darauf geachtet.
Ist aufgrund dessen deshalb die Lehre der Charismatik als vollkommen falsch anzusehen? Ist sie die große Verführung der Endzeit? Oder wird hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, nur weil das evangelikale Lager sich vom Heiligen Geist Gewirktes heute nicht mehr vorstellen kann?
Aber was lehrt die Charismatik eigentlich und welche Irrtümer finden wir darin?
Die Pfingstler und Charismatiker glauben an die Geistestaufe, die Zungenrede im Heiligen Geist und das Gott auch heute noch die Gaben nutzt, wie zu Zeiten der Apostel und ersten Gemeinden. Also Heilungen, Prophetien, Gesichte und Träume etc. Ebenso wird der Zehnte gelehrt, wobei alttestamentliche Gesetze in neutestamentliche Aussagen hineingedeutet werden. Ohne dies jetzt näher deuten und auslegen zu wollen, fragen wir erstmal nach den tatsächlichen Auswirkungen.
Hier geschehen übernatürliche Dinge, die mit großer Vorsicht zu bewerten sind. Und genau da hapert es auch. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich hier über labile Menschen schnell falsche Geister einschleichen können. Herauskommen falsche Prophetien und Menschen, die eher ihr Ego stillen als tatsächlich von Gott Empfangenes weiterzugeben. Die Charismatik hat leider sehr viele falsche Geister und Irrlehrer hervorgebracht und hat so zu seinem schlechten Ruf beigetragen. Selbiges kann man jedoch auch von den Evangelikalen sagen, denkt man z. B. nur mal an die Ersatztheologie. Und auch dort kommen intellektuelle Extreme vor, wo sogar ganze Bibelpassagen übergangen werden.
Aber der Fairness halber muss man auch die echten und authentischen Dinge hervorheben. So sind längst nicht alle Eindrücke falsch, wie man an einigen nachvollziehbaren Beispielen auch erkennen kann. In unseren Tagen geht z. B. die Prophetie einer 90jährigen Norwegerin von 1962 um. Darin beschreibt sie unsere heutige Gesellschaft in ihren Abfall und die Kriegsgefahr sowie die Flüchtlingslage. Viele Dinge konnte die alte Frau gar nicht wissen, und wenn wir nun die Evangelikalen ernst nehmen würden, so kommen solche Prophetien nicht aus Gott, sondern aus einem falschen Geist heraus. Es wäre damit also Wahrsagerei im Namen Gottes.
Um jetzt keine theologischen Abhandlungen über die Irrtümer in der Charismatik abzugeben, was den Rahmen sprengen würde, möchte ich mich dazu nur in den Ansätzen äußern.
Der Zehnte
Der Zehnte ist ein alttestamentliches Gesetz, welches in der Charismatik nach wie vor Gültigkeit hat. Obwohl grade die Charismatiker die Liebe und Gnade Gottes so hoch halten, kennen sie darin keine Gnade und erklären ein Gesetz für Gültig, welches im Neuen Testament keinerlei Ansatz findet.
Würde man das Gesetz ernst nehmen, so müsste man alle drei Jahre einen Armen-Zehnten geben. Ferner bestätigt das Neue Testament nur, das Gott einen fröhlichen Geber liebt und jeder nach seinem Vermögen geben soll. Die Charismatiker vergessen nur allzuoft, dass Jesus selbst noch unter dem Gesetz wirkte, und übernehmen hier ungefiltert verschiedene Aussagen, um die Lehre vom Zehntengeben zu untermauern. Meiner Ansicht nach handelt es sich hier ganz klar um einen Irrtum in der Lehre der Charismatiker.
Die Zungenrede und Geistestaufe
Die Charismatiker meinen damit eine himmlische Sprache, mit der sie sich selbst erbauen und wozu eine Geistestaufe nötig ist. Die Taufe im Heiligen Geist wie sie einst Petrus erlebte, war in dieser Form wohl tatsächlich einmalig und die Zungenrede betraf das Reden in den Sprachen der anwesenden Leute. Das Thema ist sehr komplex und ich möchte dazu eine seriöse Website empfehlen dürfen, die das Thema theologisch gut beleuchtet.
Für mich sind die dortigen Aussagen schlüssig und auch seriös wiedergegeben. Um es nochmal deutlich zu sagen, ich glaube, dass Gott den Heiligen Geist zu uns sendet und wir durch ihn befähigt werden. Das sagt aber nichts über den Stand eines Christen aus, was er daraus macht obliegt seiner Verantwortung. Schließlich werden wir aufgefordert alles zu prüfen und es soll darin eine Ordnung geben. Verlassen wir diese Mechanismen oder gehen wir damit unbedenklich um, so können wir die Tür für die feindliche Agitation öffnen. Wir dürfen also nicht unterschätzen, was Kontrolle und Selbstkontrolle für eine sehr wichtige Funktion haben.
Damit kämpft die Charismatik bzw. die Pfingstler nun und nicht erst seit gestern. Dinge wie die Berliner Erklärung von 1909 zeigen uns was geistliche Entscheidungen selbst über Jahrhunderte anrichten können. Graf Zinzendorf war ein weltoffener Mann und förderte Frauen im Gemeindeleben, unter seiner Leitung wurden ihnen einige Freiheiten zugestanden. Nach seinem Tod hat man jedoch diese Freiheiten wieder beschnitten und ist zurückgerudert. Das Ergebnis sieht man, wenn man heute einen Blick in die Brüdergemeinden wirft. Noch heute sitzen Frauen dort verschleiert und haben praktisch keine Freiheiten ihre geistlichen Gaben einzusetzen, außer denen die man ihnen zugesteht.
Die Irrtümer, die wir also finden, sind noch lange keine Berechtigung alles über den berühmten Kamm zu scheren und alles in einem Topf zu werfen.
Die Evangelikalen
Obwohl die Evangelikalen hervorragende Bibelkenner sind, haben auch sie Irrtümer aufgrund subjektive Lehre und schlechter Erfahrungen. Und nicht zuletzt gehen auch ihre Irrtümer auf Jahrhunderten alten Festlegungen zurück, wie die Berliner Erklärung von 1909.
Sie lehren, dass es keine Geistestaufe gibt und die Zeichen und Wunder der Apostelgeschichte einmalig waren. Dies belegen sie auch ganz hervorragend, was jedoch einige Hasenfüße hat. Sie berufen sich darauf, das Pfingsten einmalig war und das dortige Zungenreden nur die anwesenden Mithörer betraf, also in deren Sprachen geredet wurde. Das ist soweit korrekt, allerdings können wir nicht sicher ausschließen, dass es auch anderes Zungenreden gab. Zumindest zeigt die Bibel verschiedene Hinweise auf, wie das Haus des Kornelius oder die Erweckung in Samarien durch Philippus. Der Unterschied liegt im Pfingstereignis, welches das Kommen des Heiligen Geistes bezeugte. Die Wirkungskraft des Heiligen Geistes ging danach natürlich weiter und vollzieht sich in weiteren Erfahrungen.
Gibt es also wirklich eine echte Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes oder sucht man nach Erklärungen und Wiederlegungen der Thesen? Und sind zumindest die bibeltreuen Evangelikalen nun dem Gericht Gottes zuzuordnen? Weil Sie fehlende Erkenntnisse haben, wie auch die Pfingstler? Müsste Gott diese Irrtümer nicht aufdecken?
Warum deckt Gott nicht auf?
Die entscheidende Antwort ist die Herzenshaltung. Wonach wird wirklich gefragt und mit welcher Neutralität geht man tatsächlich vor? So wurde die Lehre als Wahr angenommen und nicht weiter hinterfragt und erscheint dadurch plausibel , und dies gilt für beide Seiten. Aber das man sich eigentlich damit betrügt und im Grunde nur Elemente zur Wiederlegung sucht, offenbart eine falsche Herzenshaltung. Wie alles in der Wahrheitsfindung unterliegt dies auch der subjektiven Erfahrung und wer kann sagen, dass er frei davon ist, mich eingeschlossen?
Vom Richten
Und so maßen sich die Evangelikalen an, die Pfingstler und Charismatiker ganz Pauschal abzurichten und werfen sie in einem Topf mit den großen endzeitlichen Verführungen und sehen sie im Gericht Gottes. Hier passt wohl auch das Wort des Herrn:
Matthäus 7,3
Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
Auch sie müssen sich für ihre Lehre und Aussagen verantworten und womit sie letztlich gerichtet haben und die ihnen anvertrauten Geschwister mit dazu verführt haben.
Die Zunge
Und so ist die Zunge unser gefährlichstes Organ. Obwohl hier sicher viel Gut Gemeintes gesagt wird und beide Lager danach streben in Gott wohlgefällig zu leben, finden sich Spuren von Falschheiten, von denen sich keiner freisprechen kann. Weder Pfingstler noch Evangelikale, wie auch der einzelne Christ.
Gott macht Kompromisse
Markus 10,4-5
Sie aber sagten: Mose hat gestattet, einen Scheidebrief zu schreiben und zu entlassen. Jesus aber sprach zu ihnen: Wegen eurer Herzenshärtigkeit hat er euch dieses Gebot geschrieben.
Hier wird deutlich, dass der Herr wegen der Herzenshärtigkeit seines Volkes auch Kompromisse zugelassen hat. Warum sollte er dies nicht auch auf seine irdische Gemeinde anwenden, denn auch wir haben Härtigkeiten in uns. Wir sind geprägt durch unsere Umwelt, unsere Konfessionen und haben dadurch zumindest teilweise eine Trübung. Dazukommt, dass keiner den Anspruch der absoluten Wahrheit für sich aufnehmen kann. Eine Restfehlerquote wird immer bleiben.
Und so haben auch die Evangelikalen ein für sich gesehen vernichtendes Urteil zu erwarten, weil sie selbst mit einem harten Maß messen und Gott ist da sehr eindeutig.
Matthäus 7,1-2
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.
Das reine Wort Gottes ist hier sicher ein Faktor, aber noch nicht das letzte Wort. Weil es Wege zur Buße und Erneuerung gibt.
Fazit
Abgesehen von den tatsächlichen christlichen Sekten, sehe ich hier aus den Konfessionen heraus zwei gespaltene Lager. Zwischen der Charismatik und den Evangelikalen. Ein Konflikt, der nicht erst seit Kurzem schwillt, sondern im Grunde schon seit Jahrhunderten.
Für unsere heutige endzeitliche Phase wäre es wünschenswert, wenn es Annäherungen geben könnte. Denn die Pfingstler könnten in Sachen Exegese unglaublich viel von den Evangelikalen lernen und so viele ihrer Irrtümer ausschalten. Die Evangelikalen können vor allem eines von der Charismatik lernen, sich mehr auf Gottes Wirken einzulassen und die Selbstkontrolle mehr in Gottes Hand zu geben. Außerdem könnten sie die eigenen Irrtümer ihrer Lehraussagen korrigieren. Das soll kein Aufruf dazu sein, die Eigenverantwortung abzugeben, ganz im Gegenteil. Grade diese sollte unbedingt erhalten und sogar gefördert werden.
Dass alles zeigt, dass wir als Christen ständig wachen und beten sollten, den wir werden auf vielfältige Art versucht und verführt. Was kann dem Bösen also besser zugutekommen, wenn sich Christen gegenseitig richten und aburteilen.
Wahre Ökumene würde sich hier zusammensetzen und gemeinsam in der Schrift forschen, ob es sich so verhält.
Apostelgeschichte 17, 11
Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.