Gemeinde im Staatsgewand

Ich möchte an dieser Stelle auch die allgemein gängige Praxis der Gemeindeform als eingetragenen Verein beleuchten. Vereine gibt es im deutschsprachigen Raum seit dem 18. Jahrhundert und sie waren zunächst starken Einschränkungen ausgesetzt. Heute gibt es in Deutschland über 600.000 Vereine, indem sich ca. 44 % des Volkes engagieren. Wann genau diese Praxis auch für die christlichen Gemeinden umgesetzt wurde, konnte ich leider nicht eruieren. Aber ich denke in der Nachkriegszeit wurde dies verstärkt umgesetzt.

Gemeinde als juristische Person

Heute scheint es normal zu sein und man rechtfertigt diese Praxis damit, dass der Verein als juristische Person fungiert und damit die Werte wie Gebäude etc. diesem unterstehen. Das vermeidet mögliche Erbstreitigkeiten oder Belastungen durch Vererbung (hohe Steuern). Auch gibt es steuerrechtliche Vergünstigungen, welche von der Gewerbe- und Umsatzsteuer befreit oder Spendern ermöglicht einen prozentualen Teil vom Staat wieder zurück zu bekommen.

Das mag soweit vernünftig klingen, aber schauen wir mal auf die Nachteile.

Die Gemeinde untersteht damit auch gesetzlichen Bestimmungen, welche nicht nur positiv sind. So dürfen Mitglieder nicht beschenkt werden und das führt sehr oft zu Konflikten, wenn z. B. Gemeindemitglieder in Not sind und man diese finanziell unterstützen möchte. Die Gemeinde muss zudem ihre Finanzen vor dem Staat rechtfertigen und sie muss gemäß ihres Satzungszweckes Tätigkeitsberichte nachweisen. Zusätzlich ist der Vorstand der Gemeinde u. U. voll haftbar und das kann z. B. bei Zahlungsschwierigkeiten für Gebäude schwer nach hinten losgehen.

Die Gemeinde ist damit durch geltende Gesetze auch gebunden, und wenn man die aktuellen Entwicklungen in der Politik und Gesellschaft bedenkt, wird es hier immer heikler. Denn das Gleichstellungsgesetz kann einer Gemeinde mit solchem Hintergrund große Probleme machen, so könnten Predigten über Sünden oder Götzen (z. B. Homosexualität oder Islam etc.) den Staatsanwalt aufs Parkett rufen. Und dies ist in der jüngsten Vergangenheit bereits des Öfteren geschehen. So auch, wenn man Mitglieder im Rahmen der Gemeindezucht ausschließen möchte, kann es zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen kommen.

Da unsere Zeit immer antichristlicher wird und die Endzeit für jeden Christen sichtbar da ist, so ist eine solche Gemeindeform heute nicht mehr zu empfehlen.

Ein Blick in die Ur-Gemeinde

Die Ur-Gemeinde traf sich täglich im Tempel und in den Häusern. (Apg. 2,46) Und sie waren ein Herz und eine Seele (Apg. 4,32). Sie brauchten keine Vereine, Denominationen oder Dachverbände, das sind Dinge, die wir Menschen im Laufe der Zeit daraus gemacht haben. Aber würde Jesus heute hier sein, so würde er uns wohl auch sagen, dass Gott dies nur geduldet hat, aber von Anfang an war es nicht so. Wir können nichts kopieren, wohl aber nachahmen und im Angesicht unserer Zeit sind Hausgemeinden wohl das Mittel, welches für die Gemeinde/Gemeinschaft am besten zu sein scheint.

Es geht hier nicht bloß um einen neuen Trend, sondern um etwas, was zutiefst biblischer Natur ist. Wer sich in den Häusern trifft, braucht keine hohen Kosten für Gebäude etc. ausgeben. Auch kann die Gemeinschaft wesentlich mehr im Segen sein, da keine staatlichen Gesetze, sondern allein Gottes Wort die Gemeinschaft prägt. Auch können Zeiten der Verfolgung besser durchgestanden werden, weil man vom Ort unabhängig und flexibel ist.

Nachteilig ist jedoch, dass viele Hausgemeinden mit großen Problemen kämpfen. Sie erleben oft labile und rebellische Menschen, die einem kleinen Kreis schon recht ordentlich zermürben können. Auch sind es sehr oft einzelne Ehepaare, die zumeist vollkommen auf sich gestellt sind, da es keine Vernetzung solcher Hausgemeinden gibt. Damit fehlt der Teil, wo berufene Christen als Lehrer, Seelsorger und Coach für die Hausgemeindeleiter da sein sollten. Sicher kann man sich auch anderweitig entsprechend versorgen, aber dies ist oft mit hohen Kosten verbunden.

Es braucht keine Struktur im herkömmlichen Sinne mit Pastor und Gebäuden und einer Führungsriege. Es braucht biblische geführte Gemeinschaften, also Älteste, Vorsteher und Lehrer, die im offenen lebendigen Dialog mit ihrer Gemeinschaft sind. Mit dem Ziel mündige Gotteskinder (Jünger) heranzuziehen, die wiederum in der Lage sind authentisch ihren Glauben zu leben.

Und so kann eine Vernetzung von Hausgemeinden sehr sinnvoll sein, eben um den Lehr- und Seelsorgedienst untereinander wahrnehmen zu können. Dafür braucht es keinen Dachverband und keinen Verein. Es braucht noch nicht einmal ein zentrales Bankkonto, denn Gott kann auch die reisenden Geschwister mit allem Versorgen. Und ansonsten entscheiden die Hausgemeinden vor Ort, wie und in welcher Form sie ihr Geld einsetzen wollen. Solange der Rahmen einer Hausgemeinde überschaubar bleibt, ist das kein Problem. Bei Wachstum jedoch muss darauf geachtet werden, dass sich Hausgemeinden dann auch teilen.

Es ist letztlich eine Vertrauensfrage. Vertrauen wir auf staatliche Gebilde und einer falschen Gemeindeführung, oder vertrauen wir auf Gottes souveränes Wort, welches uns zusagt, dass er uns mit Christus alles gegeben und geschenkt hat?

Römer 8,32
Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?